Freitag, 28. Februar 2014

Maimini & Me: 27. Schwangerschaftswoche

Heute war ich mal wieder zur Vorsorge beim Arzt. Bei allen vorherigen Besuchen haben wir darüber sinniert, ob der Geburtstermin des Maibabies vordatiert werden müsse, weil es immer deutlich größer war als die Norm im vermuteten Alter. Ich habe mich aber heute dagegen entschieden. Da es ja nach zwei Kaiserschnitten wieder auf einen solchen hinausläuft, und diese gerne mindestens 10 Tage vor Geburtstermin geplant werden, will ich lieber vermeiden, dass das Maimini noch früher geholt wird. Lieber ist der Knabe etwas älter als wir denken, was auch heißt, dass wir ihn dann recht nah am eigentlichen Geburtstermin holen werden. Bei L ist ja in der Nacht vor dem KS die Fruchtblase geplatzt, er hatte also selbst den Startschuss gegeben, und ich hatte irgendwie bei ihm viel mehr als bei seiner Schwester das Gefühl, dass er "bereit" war, geboren zu werden. Ich werde das aber sowiese natürlich beim Vorbereitungsgespräch erwähnen und darum bitten, bei der Planung möglichst nah an den ET heranzugehen. Schade natürlich um ein paar Tage zusätzlichen Mutterschutz, andererseits rennt mir die Zeit im Büro ohnehin schon davon und ein paar Dinge müssen eben auch noch ganz einfach erledigt bzw. ordentlich übergeben werden.

Maimini: ist nun schon lange keine Bohne mehr, sondern ein fast fertiges Kind: rund 36 cm lang und 1 Kilo schwer. Er hat, wie auch seine Geschwister in den Schwangerschaften und bei den Geburten, einen großen Kopf - und eine inzwischen im Verhältnis eher klein anmutende Nase. Der große Kopf sitzt irgendwie dauernd unter meinem rechten Rippenbogen und bohrt sich dort hinein- das konnte sein Bruder auch schon immer gut. Ansonsten hatte Mini sehr ausdauernd die Ärmchen vor dem Gesicht, das fröhliche Rumgeschalle von 2-D zu 3-D war schon deshalb ziemlich erfolglos, allerdings bin ich auch sonst kein Riesenfan vom 3-D US. Irgendwie sieht mir das immer alles sehr alienmäßig aus, so lange die Kleinen so gar keinen Speck angesetzt haben. Ich habe mir ja eingebildet, dass die recht zarten und harmlosen Klopfzeichen ein Vorbote für einen sehr sanften und ausgeglichenen Charakter des Maibabies sind, aber mein Arzt meinte, das liege wohl eher daran, dass das Fruchtwasser ein bisschen knapp ist und das Kind einfach nicht so eine irre Bewegungsfreiheit hat. Viel Fruchtwasser hatte ich schon die ganze Zeit nicht, die Versorgung des Kindes ist aber angeblich ausgezeichnet und Sorgen machen muss man sich deswegen derzeit nicht.

Me: Der gefürchtete Zuckertest (ich hatte Bedenken, weil das Baby ja immer eher groß war) hat ergeben, dass ich Zucker geradezu ausgezeichnet verstoffwechsele. Juchhu. Ohne Kamelle im Karneval, das wäre hart geworden. Ansonsten fängt jetzt so ganz langsam die Zeit an, in der man erste schwangerschaftsbedingte Wehwehchen hat. Die Jammerzeit ist quasi offiziell eröffnet. Bei mir ist zu vermelden, dass meine Lieblingsstiefel nicht mehr zu gehen (Wasser? -kenne ich bisher nicht. Mal nur gut, dass nicht Sommer ist), ich nachts Sodbrennen habe und deswegen manchmal wach werde (ist echt unangenehm) und ich mich einfach insgesamt langsam etwas unbeweglicher und "walig" fühle (dass der Po parallel zum Bauch mitwächst, ist auch ein Novum. Nicht richtig schön).
Aber insgesamt geht es mir gut. Und ich freue mich. Ich kann es manchmal immer noch nicht glauben, dass bald noch ein Kind da sein wird, das ich abgöttisch lieben muss. Aber wenn ich tief in mich hereinhöre, merke ich, wie sehr ich mich freue.

P.S. : Karneval: Das perfekte Kostüm für Schwangere: Die Hummel. Verzeiht nicht nur, sondern erfordert geradezu das Vorhandensein eines veritablen Bauches!



HELAU und allerliebste Emigrüße!

Montag, 17. Februar 2014

School is calling


Wer unsere Geschichte schon länger verfolgt, weiß ja bereits, dass wir unser eigentlich letztes Jahr noch soeben schulpflichtiges Endseptemberkind vom Schulbesuch haben zurückstellen lassen.

Nach wie vor und mehr denn je bin ich sicher, dass dies für unser Kind eine gute Entscheidung war. Bei den mir bekannten Erstklässlern, gerade den jüngsten unter ihnen, ist selten eitel Sonnenschein in Bezug auf den Schulanfang gewesen. Die Umgewöhnung - eben noch Kindergartenkind mit vielen Freiheiten, nun Schulkind mit vielen Verpflichtungen- ist eben doch groß. Es werden mannigfaltige Fähigkeiten von den Erstklässslern erwartet, die Eingewöhnung in einem ganz neuen Umfeld und einer neuen Gruppe, das Stillsitzen, das Sich-Selbst-Organisieren, Zuhören, vor anderen laut sprechen, Aufgaben lösen, Hausaufgaben erledigen und noch so vieles mehr. Die Umgewöhnung wird natürlich in diesem Jahr bei unserem Sohn nach wie vor groß sein. Dennoch denke ich beurteilen zu können, dass er diese nun mit unserer Unterstützung gut bewältigen wird können. Einerseits hat er im letzten Jahr so diverse Dinge wie Fahrradfahren, Schwimmen, Schleife binden ... gelernt, und zwar ziemlich ohne Druck, weil einfach jetzt die Zeit reif dafür war. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass solcherlei Fähigkeiten Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Schulbesuch sind, es sind eher "Indizien" für mich. So, wie auch die Fähigkeit, sich ohne Hilfe eines Erwachsenen einer Aufgabe zu stellen (zB  ein Legoteil mit Hilfe der Anleitung zusammenzubauen und diesen Aufbau auch zuende zu bringen, auch wenn es nicht immer sofort fluppt). Viel wichtiger noch ist allerdings aus meiner Sicht seine Einstellung zum Schulbesuch. Letztes Jahr kam er eben aus NY zurück und war gerade dabei, sich wieder in seinem "neuen alten" Alltag zu sortieren, als das Schulthema mit Macht auf ihn zukam. Es hat ihn sichtlich überfordert und wie so vieles, was ihn überfordert, zurückschrecken lassen. Jetzt hatte er ein Jahr Zeit, in die Rolle des Vorschulkindes hineinzuwachsen, und nun verspüre ich bei ihm auch eine gewisse Neugierde auf die Schule und Stolz auf alles, was damit zu tun hat, ein Vorschulkind zu sein. Außerdem ist das Kind in einem Jahr sage und schreibe 5cm gewachsen und ist jetzt auch optisch ein richtiges "Kind", kein Kleinkind mehr. Und die Zahnfee war bei uns Dauergast und hat uns zunächst den süßesten zahnlosen kleinen Bengel und nachfolgend einen mit ziemlich lustigen "Riesenhauern" im Mund beschert. Auch körperlich hat das Söhnchen also einen Riesensprung hingelegt.

Ich bin jedenfalls in "dieser Runde" mit einem völlig anderen Bauchgefühl mit dem Söhnchen zur Schulanmeldung und zum Schularztbesuch gedackelt. Und es hat sich auch bestätigt, dass er die an ihn herangetragenen Aufgaben ganz anders wahrgenommen und erledigt hat. Schüchtern wird er anfangs gegenüber Fremden wohl immer sein. Ich denke, wir müssen uns darauf einstellen, dass er die erste Zeit in einem fremden Umfeld möglichst im Hintergrund bleiben wird, dass es vielleicht dem zufolge in den ersten Wochen für ihn eher schwer wird. Das ist aber nun einmal sein Naturell, was sich auch dann nicht ändern würde, wenn ich ihn erst mit 10 zur Schule schicken würde. Da muss er durch- und wir auch.

Ich hoffe nur, dass die Ankunft des Maiminis L. nicht zu sehr durcheinanderwirbelt, und den Rest der Familie auch nicht. Dass wir hoffentlich im August, wenn die Schule los geht, einigermaßen neu sortiert sind. Aber eigentlich bin ich da ganz zuversichtlich. Wir kennen solche unruhigen Familienzeiten ja nun schon und ich bin jedenfalls fest entschlossen, mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

Natürlich hoffe ich auch, dass wir ein bisschen Glück mit der Klassenzusammensetzung und dem Lehrer/der Lehrerin haben werden. Aus eigener leidvoller Grundschulerfahrung weiß ich genau, wie wichtig es ist, dass der Klassenlehrer "passt". Aber Glück gehört eben immer ein bisschen dazu. Und da ich in diesem Bereich nun einmal keinen Einfluss nehmen kann, vertraue ich eben einfach mal auf dieses.

Absolut verblüffend jedenfalls -wie immer im Nachhinein-, wie schnell das letzte Jahr verflogen ist und wie -bumms- das Thema Schule auf einmal wieder aktuell wird. Die Zusage der Schule flattert ins Haus, die ersten Kinder haben schon ihre Schulranzen ausgesucht, der Termin für das gemeinsame Schultütenbasteln wurde bekannt gegeben. Ein bissschen Zeit haben wir ja noch, bevor der erste große Einschnitt im Kinderleben des Söhnchens bevorsteht, und das ist auch gut so, denn so sehr ich mich auch beim Gedanken an die Einschulung und die Cupcakes, die ich zu diesem Anlass backen werde, freue, so schnell schießen mir auch Tränen in die Augen, wenn ich daran denke, wie mein kleiner Sohn auf einmal ganz schnell groß wird......

Schnief. Alles nur Hormone, klar, oder?

Emi

Donnerstag, 13. Februar 2014

Maimini Gender


Als wir anno 2005 beschlossen hatten, langsam mal mit dem Kindkriegen loszulegen und ich hoffnungsfroh in die Kinderwunschzeit hineinschlidderte, ahnungslos, was für eine Reise man da unter Umständen zurücklegen muss, bis man das ersehnte Kind in den Armen hält, war für mich sonnenklar, dass ich ein Mädchen bekommen würde. Etwas anderes war geradezu undenkbar. Ich hatte eine große Schwester und zehn Cousinen, habe als Kind viel mehr mit Mädchen als mit Jungs gespielt, alle meine Patenkinder waren Mädchen, ich mag Pastellfarben und Make-Up und lange Haare - und konnte mich einfach nicht Piratengeburtstage vorbereitend sehen, wenn ich mir das Muttersein (natürlich als eine Aneinanderreihung von tollen Kinderparties) vorstellte. Ich glaube, viele Frauen haben diesen heimlichen Wunsch, ein kleines Mädchen zu bekommen, weil die Mädchenwelt ihnen einfach aus der eigenen Kindheit noch vertraut ist. Man kann sich einfach besser vorstellen, typische Mädchenspiele mitzumachen, als mit Autos und Fußbällen Spaß zu haben. Es war daher ein kleiner Schock, als ich erfuhr, mein Erstgeborenes wird ein Junge sein. Dann dauerte es allerdings wiederum überraschender Weise gar nicht lange, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, einen Baby Jungen zu bekommen. Und, hach, wie wunderschön ist es, einen kleinen Jungen zu Hause zu haben.

Niemals, niemals vergesse ich diese erste Nacht, die ich schlaflos neben dem perfektesten kleinen neugeborenen Kerl lag, in der sich auf einmal alle Fragen auf wundersame Weise selbst beantworteten. In der er mein ganzes Herz in seinem Fäustchen hielt und ich die Augen nicht von ihm abwenden konnte. Mein Sohn hat mich zur Mama gemacht. Und für immer wird das das schönste Geschenk sein.

Es ist ja so: man bekommt das eigene Kind. Ein Baby, ein Mini, ein völlig neues und doch schon so seelenvolles kleines Paket. Es ist, man glaube es oder nicht, absolut egal, welches Geschlecht das Bündel hat. Es ist einem anvertraut. Man liebt es einfach.

Als unser zweites Kind kam, wünschte ich mir  heimlich und leise wieder ein Mädchen. Einfach, weil ich die Vorstellung toll fand, beides zu haben, beide Welten neu kennen zu lernen. Und auch, ganz ehrlich, weil ich immer noch Lust hatte, kleine Kleidchen und Haarspangen zu kaufen. Allerdings war ich dies mal schon eher zwiegespalten in dem Wunsch, weil ich vermutete, zwei Jungs mit recht nahem Altersabstand würden wohl besser zusammen spielen und weniger Reibungspunkte haben als Junge und Mädchen.

Ob das gestimmt hätte, weiß ich natürlich nicht. Aber ich bin so froh über mein energisches und wunderschönes kleines Mädchen. Ich freue mich wirklich jeden Tag, eine Tochter zu haben.

Das Maimini, das so unverhofft zu uns kam, ist quasi das Sahnehäubchen, das I Tüpfelchen auf unserer Familientorte. Ich hatte diesmal kein Gefühl und auch keinen Wunsch, was das Geschlecht betraf. Ich habe ja schon beides. Ein besser oder schlechter gibt es nicht. Ich habe mir über die Gesundheit des Babies Sorgen gemacht, da ich ja nun einmal 40+ bin und die Wahrscheinlichkeit für (genetische) Erkrankungen mit dem Alter ja nun einmal steigt. Aber das Geschlecht, das war mir dieses Mal vollkommen egal. Da es für mich egal war, bin ich von anderer Seite herangegangen und habe überlegt, was wohl für die allgemeine "Familienharmonie" besser sein könnte. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kids sich in jedem Fall freuen werden, ein kleines Mädchen aber dazu führen könnte, dass der dann schon sehr große Bruder sich aus dem Prinzessinnenzirkus komplett rausnehmen wird und somit zwei "getrennte Welten" entstehen könnten. Für meinen Geldbeutel hingegen wäre ein Mädel besser, da der ganze Dachboden voll von Babykleidung en rose ist, aber quasi nichts jungstaugliches mehr verfügbar ist. Namenstechnisch schlägt die Waage zugunsten Mädchen, da habe ich eine ellenlange Liste nicht gebrauchter wunderschöner Namen. Was Jungsnamen betrifft: Ratlosigkeit. Meine persönliche Erfahrung mit der Kindererziehung besagt, dass Jungs viel einfacher zu handeln sind als Mädchen. Aber mir ist bewusst, dass das wahrscheinlich eher eine Charakter- als eine Geschlechtsfrage ist. Also bin ich auch nach längerem Überlegen nicht dazu gekommen, mir das eine oder das andere mehr zu wünschen - und selbst wenn das gelungen wäre : gebracht hätte es doch nichts, man nimmt, was geliefert wird. Dennoch hätte ich mich nicht "überraschen" lassen wollen und weiß daher schon eine Weile, dass ....

......
ein kleiner Junge unsere Familie komplettieren wird.

Oh, wie liebe ich kleine Jungs mit ihren mageren Schultern, runden Bäuchen und kurzen Strubbelhaaren, über die man so schön streichen kann. Ich bin froh, dass mein Sandwichkind als einziges Mädchen immer eine Sonderstellung haben wird, genau wie Erstgeborener und Nesthäkchen, die mit sechs Jahren Altersunterschied zumindest in der Kindheit wohl keine "direkten Konkurrenten" werden. Ich freue mich für den HG über das bald in der Mehrheit befindliche Jungsteam. Auch das Thema Babyklamotten lässt sich ziemlich unproblematisch lösen, da ich ausgesprochen gerne Babysachen einkaufen gehe... hähä....

Nur der Name, herrjeh ---- das ist wirklich ein Problem.

Liebste Grüße
Emi

P.S.: Foto stammt aus meiner ersten Schwangerschaft. Soviel Bauch ist jetzt doch noch nicht da.

Montag, 10. Februar 2014

Sprache originell

"Mama, sind die Muffins jetzt fertig? Können wir sie jetzt rasieren?"


Das kleine Mädchen und der Trotz

Die kleine Miss und ich haben es im Moment manchmal schwer miteinander. Das heißt, eigentlich hat auch der Rest der Familie seine liebe Mühe mit dem kleinen Mädchen. Schon immer war es in seinen Stimmungen wie ein Apriltag -im Moment ist dieser Apriltag aber besonders stürmisch. Jede Kleinigkeit schmeißt R. aus der Bahn, es muss nur die Schüssel in der falschen Farbe aus dem Tisch stehen und in ihr brodelt - und explodiert- es. Weinen und Schreien sind die ad-hoc-Reaktionen, wenn irgendetwas (was uns oft als Kleinigkeit erscheint) nicht genau so läuft, wie sie es sich in ihrem Köpfchen ausgemalt hat. Und fängt sie einmal an zu schreien, lässt sie sich auch nicht so schnell wieder beruhigen, oh nein. Sie steigert sich leidenschaftlich in ihr Unglück hinein und findet lange nicht heraus. Das ist regelrecht herzzerreißend!

Es geht derzeit oft ziemlich unharmonisch bei uns zu. Und viel lauter, als ich es gerne hätte. Ich freue mich jeden Tag nach der Arbeit wahnsinnig auf meine Kinder, aber manchmal bin ich schon nach 15 Minuten (und damit ungefähr nach der dritten Schreiattacke meiner Tochter) am Ende der Selbstbeherrschung und schreie zurück. Etwas, was ich nie machen wollte, was natürlich völlig kontraproduktiv ist, und worauf ich 2 min später mit Scham zurück blicke. Selbst L., der ohnehin schon von der nachgiebigen Sorte ist, hat letztens stockwütend und toternst gewünscht, eine andere Schwester haben zu wollen. Das hat das kleine Mädchen sehr getroffen. Und sie selbst hat auch schon gesagt, dass sie ihr "Knatschen" eigentlich selbst gar nicht mag. Ich weiß, sie will mich - will uns- nicht ärgern. Ich weiß, ihr Zuhause ist der Platz, wo sie das Vertrauen hat, all diese negativen Gefühle raus zu lassen. Aber in der Praxis ist es verdammt schwer, damit "richtig" umzugehen.  Ich wünschte, ich könnte immer ruhig bleiben, ihre "Anfälle" (ich nehme an, obwohl sie bald vier wird, handelt es sich hier letztlich noch um Trotzanfälle) einfach ignorieren und wie aus dem Lehrbuch mich ihr dann "liebevoll wieder zuwenden", wenn sie sich beruhigt hat.

In ruhigen Stunden, wenn wir zusammen kuscheln und den Tag Revue passieren lassen, sieht sie ein, dass es andere Möglichkeiten gibt, seine Wünsche kund zu tun. Sie spricht ausgezeichnet und keiner von uns würde ihr Wünsche oder Bedürfnisse "einfach so" abschlagen oder überhören, wenn sie freundlich geäußert werden. Auch "Rücksicht" ist ein Konzept, was sie durchaus schon begreift. Aber nur theoretisch. Als Mann und Sohn letztens zum Beispiel mit Magen-Darm-Virus flach lagen und ich die kleine Miss morgens um halb sieben abfangen und mit ihr nach unten gehen wollte, damit die kranken Jungs noch ein bisschen schlafen können, war eine Paradesituation. Ich, flüsternd: "Mäuschen, lass uns beide schon einmal nach unten gehen und zusammen frühstücken, die Jungs sind ganz krank, die sollen noch ein bisschen schlafen..." Sie: "kreisch, heul, schrei" (ohne jede Vorwarnung) Ich: "????" Genauso baff wie ich war, genauso wütend war ich auch im Nu, genau gesagt auf 180. Aus ihrem Geschrei konnte ich entnehmen, dass sie ihr Prinzessinenkleid im Schlafzimmer liegen gelassen hatte und dies nun sogleich anzuziehen gedachte. Ausrufezeichen!!! Meine Beschwichtigungsversuche, ich könne ihr Kleid leise holen und sie könne es dann gerne unten anziehen, kamen schon gar nicht mehr bei ihr an.  Es ist dann, als ob ihre Ohren sich verschließen, sie ist Argumenten und gutem Zureden gegenüber einfach nicht mehr zugänglich. Normalerweise hätte ich mir das Kind nun unter den Arm genommen und hätte es die Treppen heruntergetragen, leider geht das in meinem Zustand mit einem wehrigen Kind nicht mehr ganz so gut und im Übrigen hört man R´s Geschrei über drei Etagen. Ich stand also da und merkte, wie ich immer wütender wurde und ich schwöre, ich musste mich sehr zusammenreißen, um das Kind nicht aus dem Fenster zu werfen. Natürlich waren binnen zwei Minuten alle wach - und ich war böse und fühlte mich hilflos  - und wie eine völlig unbrauchbare Mutter.

Erwarte ich zuviel von dem kleinen Mädchen? Das Problem ist, dass ich eben auch ein anderes Kind habe und auch dieses bereits durch die Trotzphase gebracht habe, das war auch mal anstrengend, für ein paar Monate. Aber so, dass ich mehrmals täglich an meine Grenzen gestoßen bin, so war es ganz sicher nicht. Ich entnehme dem, dass es nicht nur an mir und meinem Erziehungsverhalten liegt, dass meine Tochter so "unausgeglichen" ist. Ich bin mir sicher, dass manches auch einfach angeboren ist, wie auch Grundzüge des Charakters. Dennoch habe ich einen großen Einfluss mit dem, wie ich auf sie reagiere, das ist ja klar. Ich versuche wirklich kritisch zu hinterfragen, was ich anders machen kann. Ich weiß, dass Inkonsequenz nicht gut ist, allerdings sind wir alle nur Menschen und die ganze Familie neigt inzwischen dazu, es dem Töchterchen möglichst oft recht zu machen, damit es erst gar keinen Grund hat, herumzutoben. Dann wieder gibt es Situationen, wo insbesondere der HG aus Prinzip ihr nicht ihren Willen lassen möchte. Ich wiederum versuche ein Mittelmaß. Es geht mir überhaupt nicht darum, ihren Trotz oder ihren Willen zu brechen. Ich habe kein Problem damit, die Schüssel in der falschen Farbe auszuwechseln (allerdings erwarte ich eben auch schon von ihr, dass sie das selbständig tut, sie kennt die Schublade mit dem Kindergeschirr und weiß, dass sie dort herandarf - ich kann also den Grund, warum sie über eine "falsche" Schüssel ausflippt, wirklich nicht nachvollziehen). Ich versuche also je nach Situation, ihr entgegenzukommen, ihr Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen oder aber ihr zu zeigen, dass eine solche Reaktion unangemessen ist - dies insbesondere, wenn ich oder ihr Bruder etwas anderes möchten als sie, und wir einen Kompromiss finden müssen, oder eben auch mal jemand anderes "bestimmt". Vielleicht ist das aber nicht richtig. Vielleicht wäre es richtig, immer gleich zu reagieren, wenn sie schreit und weint, nämlich gar nicht. Gar keine Aufmerksamkeit für dieses Verhalten. Wenn das nur nicht so verdammt schwer wäre, insbesondere, wenn man nicht zu Hause ist.

Seit ein paar Wochen haben wir einen Elternkurs im Kindergarten, "Starke Kinder, starke Eltern". Davon abgesehen, dass der Kurs sehr interessant ist, hat mich eine Sache beruhigt. Ungefähr 80% der Eltern, die dort sind, haben eine ähnliche Herausforderung wie ich: ein Zweitgeborenes mit einem "starken Willen". Das löste bei der Vorstellungsrunde dann doch gewisse Heiterkeit aus. Die Kursleiterin hat uns auch einen ganz logischen Erklärungsansatz gegeben, nämlich den, dass jedes Kind sich automatisch eine andere Rolle sucht als das zuvor geborene Geschwisterkind. Und dass Erstgeborene eben oft etwas ruhiger, zurückhaltendere Kandidaten sind.

Jetzt frage ich mich nur, was No.3 sich noch für eine Rolle sucht? Vielleicht den viel schlafenden Familienclown? Schön wär´s.

Als das Töchterchen und ich am Wochenende alleine waren, haben wir uns einen netten Mama-Tochter-Tag gemacht, mit Reiten, Nudeln Essen Gehen, Schuhe Shoppen, Prinzessin Spielen und Cupcakes backen. Am Abend lag das kleine Mädchen selig im Bett, und ich war auch sehr glücklich, wenn auch leicht erschöpft. Da fragt R: "Mama, heute habe ich nicht so viel geknatscht, oder?" "Stimmt." "Du findest mich süßer, wenn ich nicht knatsche?" "Ja, das stimmt auch", musste ich lachend zugeben. "Also, ICH finde Dich auch süß, wenn Du knatschst", meinte sie dann und streichelte zuckersüß mein Gesicht, und ich musste ein kleines bisschen in die Decke beißen, weil ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen soll.






Ich liebe dieses Kind so sehr und wünschte, es wäre immer nur fröhlich und zufrieden. Aber das ist wohl ein zu großer Wunsch, wir müssen lernen, mit einer gewissen "Unausgeglichenheit" zu leben. Ob das ewige Mantra der genervten Mutter "EsistnureinePhase..." hier zutrifft, wage ich jedenfalls zu bezweifeln. Aber man kann sich ja mal selbst die Daumen drücken. Ansonsten freu ich mich schon mal auf die Pubertät und hoffe, dass ich bis dahin noch viel lerne!

Eure Emi